Happy Birthday

Für jemanden ein ganz persönliches Bild malen zu dürfen, ist für mich das Grösste. Entsprechend dränge ich mich ab und an meinem Umfeld auf, wenn sich eine Gelegenheit bietet :-). Und so kam mir auch in Aussicht auf den 60. Geburtstag von Karin eine Bildidee. Karin liess sich auf das Experiment ein und der Prozess begann. Basis für ihr Bild bildete ein Sujet aus der Bretagne-Reihe (siehe Dezember-Beitrag), das wir gemeinsam aussuchten. In einem nächsten Schritt liess ich den passenden Text von Silja Walter auf mich zukommen. Weiter ging es im Auftragen der verschiedenen Schichten: Papier, Acryl, Rost, Kohle. Auch etwas Glamour wünschte sie sich. Also kamen Goldpartikel ins Spiel.

Übergeordnet waren für mich Themen wie Begegnung und Beziehung formgebend (siehe Detail im mittleren Foto). Denn diese Energien wollte ich bewusst unterstützen. Zudem liess ich mich von «Karins Farben» leiten. Kurz vor der Zielgeraden sah sie den Zwischenstand der Arbeit. Er gefiel - Glück gehabt! Doch blieb die Spannung, weil ich noch Ideen für den Endspurt hatte. Der Deal war aber stets, dass Karin das Bildgeschenk nicht annehmen darf, wenn es ihr nicht gefällt.
Am 4. März war es schliesslich so weit. Das Bild ging auf Reise Richtung Geburtstagskind und wurde nach einem feinen gemeinsamen Zvieri aufgehängt. Nach einer Nacht drüber schlafen kamen folgende Zeilen: «Das Bild ist einfach wunderbar, eine riesen Freude. Heute Morgen war es überhaupt nicht fremd, schlicht perfekt.» Danke Karin!

Impulse geben

Gerne will ich nochmals von der Ausbildung im heilsamen, intuitiven Malen erzählen, wo wir bereits auf die Vollendung der ersten Halbzeit zusteuern. Jede der wöchentlich dreistündigen Online-Schulungen ist verblüffend. Besonders wenn wir in Kleingruppen arbeiten oder unsere Ausbildnerin eine Einzelsession mit einer Person aus der Ausbildungsgruppe durchführt. Wie im letzten Beitrag beschrieben, ist die Methode zwar keine Therapie. Dennoch berührt es, wie klar Lebensthemen zu Papier gebracht werden, wenn jemand bewusst angeleitet wird, zum ursprünglichen Ausdruck zu finden.
Die jüngsten Kursabende waren dem intuitiven Aquarellieren gewidmet. Natürlich genau mein Ding :-) Auch hier ging es nicht darum, ein «schönes Bild» zu malen, sondern spielerisch beziehungsweise zum Thema passend die unterschiedlichen Techniken anzuwenden. Das heilsame Malen gibt Impulse. Das intuitive Aquarellieren unterstützt beispielsweise da, wo jemand nach einem Weg aus dem ständigen Tun in die Kunst des Lassens sucht.

N.B.: Noch bis zum 6. März läuft meine kleine Ausstellung @ Hair by Jacqueline Rüttimann in Zürich an der Oetenbachgasse 7: offen am Di 13 bis 22 Uhr, Mi Do Fr 9 bis 18 Uhr, Sa 9 bis 16 Uhr (siehe auch November-Blogbeitrag).

Malmedizin

Die Digitalisierung unserer Welt hat viele Vorteile. Aus meiner Sicht ein Nachteil dieser Entwicklung ist die Normierung der Menschheit. Dabei steckt so viel individuelle Schöpfer:inkraft in uns allen. Das erfahre ich auch in meiner wöchentlichen Weiterbildung im intuitiven, heilsamen Malen, die noch bis Frühsommer 2024 dauert. Das intuitive, heilsame Malen ist keine Therapie, sondern eine Handreichung, das kosmische Spielkind in uns wach zu halten - wie es unsere Ausbildnerin beschreibt. Eine Übung war beispielsweise, blind malend diesem inneren Kind Ausdruck zu verleihen und die daraus entstandene Skizze danach ohne Verfremdung auszustaffieren. Mein «Selbstporträt» steht links in der Galerie. Es zu betrachten, motiviert mich, diese «Malmedizin» in eigenen Kursen in die Welt hinaus zu tragen. Denn sie bewirkt einen inneren Frieden; sie versöhnt, wie ich in der Ausbildungsgruppe erleben darf, mit unterschiedlichen Themen; sie ist eine staunenswerte Reise aus dem Herzen der Schöpfung.
In der Mitte und rechts in der Galerie stehen die Schätze aus der Bretagnezeit (siehe November-Beitrag). Aus dem Betrachten der Steine der Granitküste entstanden sprühende Aquarelle, die ich in den nächsten Wochen mit weiteren Techniken anreichern werde. Und ja…

…meine kleine Ausstellung läuft nach wie vor. Wer immer sie besuchen will @ Hair by Jacqueline Rüttimann in Zürich an der Oetenbachgasse 7: ab 2024 am Di 13 bis 22 Uhr, Mi Do Fr 9 bis 18 Uhr, Sa 9 bis 16 Uhr.

Ausstellung

Es ist ein grosses Privileg, dass ich ab und an meine Sachen packen, mich aus dem gewohnten Gefüge rausnehmen und den Alltag an einen anderen Standort verlegen darf. Workation nennt sich das bekanntlich. Besonders viel Inspiration erfahre ich in der Bretagne. Der intensive Tidenfall beziehungsweise -hub, das zarte Wechselspiel der Farben zwischen Himmel und Meer, die Formenvielfalt der Granitfelsen, das wilde und gleichwohl milde Wetter: eine Erfrischung für Körper und Geist; Bewegendes für die Seele. All das wird sich in der nächsten Bilderreihe zeigen.
Zuerst aber steht die kleine Ausstellung an, die ich bereits erwähnt habe. Meine langjährige Haarkünstlerin Jacqueline Rüttimann hat sich selbständig gemacht und ihr Geschäft in einem sehr schmucken Altstadthaus eingerichtet. Dort darf ich ab dem 16. Dezember ein paar meiner Bilder präsentieren. Ich freue mich riesig!

Wer immer die Ausstellung besuchen will (Foto in der Mitte ist nach der Installation entstanden), fühle sich eingeladen. Jacqueline arbeitet zu folgenden Zeiten in Zürich an der Oetenbachgasse 7: Di 13 bis 22 Uhr, Mi Do Fr 9 bis 18 Uhr, Sa 9 bis 16 Uhr. Einfach klingeln - wo siehe rechtes Foto - dann wird dir geöffnet. Selbstverständlich ist das Bildbetrachten ohne haartechnischen Eingriff möglich.

slow art

«quiet luxury» oder «quiet living» sind Schlagworte, die aktuell unübersehbar die Mode- und Interior-Magazine bevölkern. Zurückhaltend, still, nobel: Bei diesem Trend kann ich mit meinen farbintensiven, dicht bespielten Leinwänden nicht mithalten. Doch wie ich eben in der Zeitung ein Plädoyer für «slow journalism» entdeckte, fand ich, das passt. Ich habe tatsächlich das Glück, im «langsamen» Fachjournalismus und nicht im hochgetakteten Tagesjournalismus arbeiten zu dürfen. Obwohl das super-schnelle Radiomachen mir schon vor Jahrzehnten mega zusagte, schätze ich es, dass mein jetziges Berufsfeld es mir erlaubt, nach dem offiziellen Interview nicht gleich auf die Redaktion rennen zu müssen, sondern noch einen Moment Zeit zu haben für den - in der Regel noch spannenderen - inoffiziellen Austausch samt Kaffee .
«slow painting» oder «slow art» beschreibt auch prima meine Kunst. Meine Bilder gelingen nicht auf die Schnelle. Da ist zuerst das Aquarell (Bild links). Dieses geht in den Druck. Kommt die bedruckte Leinwand zurück, verlangt das Auftragen der zahlreichen weiteren Schichten immer wieder Pausen. Und nach dem Rosten ist sowieso Geduld angesagt, bis die Grundierung entwickelt ist und sich das Ergebnis zeigt.
Von Mitte Dezember 2023 bis Januar 2024 gibt es wenige meiner Bilder in Zürich - bei der Bahnhofstrasse gleich um die Ecke ;-) - zu sehen. Im nächsten Blogbeitrag werden die letzten Details zur Klein-Ausstellung bekannt sein. Ich freue mich auf diese Präsenz, wo sich langsame Kunst und ruhiger Raum bestimmt ganz wunderbar ergänzen werden.

Gutes braucht Reifezeit

Meine Kreativität konnte ich während der letzten Wochen zwar vor allem als Ritualgestalterin bei einer Taufe und zwei Hochzeiten ausleben - ein wahrlich beschenkendes und immer wieder berührendes Tätigkeitsfeld. Doch die daraus geschöpfte Kraft floss spürbar auch in die jüngsten Bilder ein. «Weihnachten» (siehe August-Beitrag) wurde vollendet, genauso der «Advent».
Zu meiner übergrossen Freude bietet sich in absehbarer Zeit eine erste Möglichkeit, meine Arbeiten im kleinen Rahmen auszustellen. Die entsprechenden Infos folgen selbstverständlich zu gegebener Zeit im artenoumea-Blog. Auf jeden Fall konnte ich am Ausstellungsort drei meiner Bilder schon einmal kurz provisorisch platzieren (Foto rechts). Eine förderliche Erfahrung, die Werke in einem anderen Kontext als in meinem Atelier zu betrachten. Jetzt gilt es, einerseits sorgfältig fleissig zu sein und die verbleibenden Sujets der aktuellen Reihe Schicht für Schicht fertig zu malen – und mir andererseits bewusst zu sein, dass Gutes stets Reifezeit braucht.

Einen Schritt weiter

Mein Wunsch im letzten Blogartikeli ging die letzten Wochen in Erfüllung. Ich kam in meinem künstlerischen Schaffen einen Schritt weiter. Und dies ausgerechnet mit der Negativtechnik. Mit dieser erwischte mich meine Lehrerin während der Kunstausbildung immer wieder auf dem falschen Fuss. Und richtig erklären kann ich sie noch heute nicht. Aber plötzlich klappte es mit der Anwendung. Schicht für Schicht.
Der aktuelle, siebenteilige Bilderzyklus lehnt ans Kirchenjahr an und interpretiert Festtage wie Pfingsten, Allerheiligen (Bild in der Mitte) oder Weihnachten (rechts, noch in Arbeit). Vor allem habe ich mich von den sogenannten Liturgie-Farben leiten lassen, die diesen Feiertagen zugeordnet werden. Allen Bildern zugrunde liegen Aquarelle, inspiriert von zu den Themen passenden Silja-Walter-Texten. Die Aquarelle im Hintergrund werden überlagert von Acrylmalerei und Kohlestrich. Zudem arbeite ich bei allen Bildern mit Rost.
Letzte Woche flatterte das aktuelle Aargauer Pfarrblatt «Horizonte» ins Haus. Das Frontbild von Sonja Voser stellt Maria Himmelfahrt eher gegenständlich dar. Mein unabhängig davon entstandenes Marien-Werk (Bild links) ist zwar abstrakt, aber in ähnlichen Farben gehalten, auch Blumen kommen vor. Genau solch' gegensätzliche Betrachtungsweisen auf das gleiche Thema machen für mich den Reiz des Kunstschaffens aus.

Ausstellungsluft schnuppern

Wie im letzten Artikeli beschrieben, durfte ich an die Bilderausstellung im Rahmen der SKF-Delegiertenversammlung 2023 in Baden ebenfalls ein Sujet beisteuern (Foto links). So konnte ich einerseits erstmals eine homöopathische Dosis Ausstellungsluft schnuppern – was mir sehr gefallen hat! Andererseits hat mich die Arbeit am Frauenbande-Bild auf eine neue Spur gebracht.
«Alle malen, ich mache meine Kunst», ist zwar ein beliebter Spruch: doch einmal mehr einfacher gesagt als getan. Denn es braucht ein konzentriertes Dranbleiben an beziehungsweise Entwickeln der eigenen Handschrift und ein tiefes Vertrauen darauf, der künstlerischen Ureigenständigkeit auf die Spur kommen zu dürfen.
Darum bin ich ausgesprochen glücklich, bei meinen jüngst entstandenen Arbeiten (Fotos Mitte und rechts) das Gefühl zu haben, das könnte irgendwann ganz Meins werden.
Welch' ein Glück, steht nun die Sommerzeit an. Die kommenden Wochen erlauben es mir, etwas mehr Zeit im angenehm kühlen Atelier zu verbringen als sonst. Und so komme ich vielleicht meinem – eines Tages hoffentlich unverwechselbaren – künstlerischen Ausdruck ein Mü näher.

Frauenbande

Seit über zehn Jahren darf ich für den Schweizerischen Katholischen Frauenbund (SKF) als Bildungsreferentin im Einsatz stehen. Einmal war ich zudem Teil einer Projektgruppe, die als Namensgeberin für das kommende Impulsthema fungierte. Mein Vorschlag «Frauenbande» fand Anklang und wurde vielfältigst umgesetzt. Mittlerweile wurde dieses Impulsthema in die Zukunft übersetzt und tritt als Frauenbande 2.0 in Erscheinung. Am Samstag, 3. Juni, ist der Aargauische Katholische Frauenbund (AKF) Gastgeberin der SKF-Delegiertenversammlung 2023 in der Trafohalle in Baden. Als AKFlerinnen waren wir eingeladen, ein Bild zur Ausgestaltung der Veranstaltungslokalität beizusteuern. Diese Mitwirkungsmöglichkeit versetzte meine Künstlerinnenseele in Freude und Tatkraft. Die Farb- und Formgebung auf der für alle Mitmachenden gleichenformatigen Leinwand lehnte ich an das neue AKF-Logo an; die Frauen wollte ich generationenübergreifend darstellen und konnte dafür ein Foto aus dem etwa 60-jährigen Fotoalbum meines Mamis (ganz rechts im Bild mit dem Schöfli) verwenden; neben dem Frauenbild durfte das Wort «Bande» natürlich nicht fehlen. Ich gestaltete es bewusst trashig (der Rostkurs lässt grüssen!), um den ungezähmten Charakter der Frauenbande zum Ausdruck zu bringen.

Kunst im Kofferraum

Wie im letzten Beitrag erwähnt, ergab sich aufgrund des Mitternachts-Gehversuchs vom November 2022 (links in der Galerie) eine besonders gefreute Geschichte. Denn diese Arbeit gefiel Bea, einer Schulfreundin aus - tja, ist schon ein Weilchen her - Bezirksschulzeiten. Bea war dran, ihre neue Wohnung einzurichten und konnte sich vorstellen, dort neben ihren eigenen künstlerischen Arbeiten ein Bild von mir aufzuhängen. Ich durfte mich also ans Wunschwerk machen, eine auf ihre Gegebenheiten abgestimmte Mitternachts-Version. Weil ich mich bei allen Arbeiten von Segenszeilen von Silja Walter leiten lasse, kam noch eine Textprise, «…so schaffst du, im Jetzt und Immer, Erde und Himmel dir neu…» dazu.
An Ostermontag ging es mit der Kunst im Kofferraum Richtung Baselbiet, das Druckunikat ausliefern. Mit im Gepäck ein Gläsli Wandfarbe. Diese hatte ich dezent ins Bild eingearbeitet mit der Idee, zwischen Wand und Werk eine stimmige Verbindung zu schaffen.
Und juhuii, Bea liess sich auf das Abenteuer ein beziehungsweise griff sie zum grossen Pinsel und strich die Wand hinter Esstisch und Küchenzeile in Neptune-Moss.
Fazit: Eine Koproduktion, die sich wahrlich sehen lassen kann. Herzdank dir Bea!

Rost ist die Rettung

Vielleicht liegt es daran, dass ich ein ausgesprochener Morgenmensch bin. Auf jeden Fall brauchte es seine Zeit, um im Thema Mitternacht – wiederum nach einem Gedicht von Silja Walter – wachsen zu können. Der erste Gehversuch, siehe Blogbeitrag vom November 2022, war zwar Auftakt zu einer für mich so schönen Geschichte (davon wird an dieser Stelle ein nächstes Mal erzählt). Doch wie beim Bücherschreiben war der Mitternachts-Erstling das eine, die Fortsetzung das andere.
Aus dem Anlauf für «Mitternacht Nummer zwei» entstand das Bild links in der Foto-Galerie. Eine luftig, leichte Sache, der aber meines Erachtens das Mitternächtliche fehlte. Also wagte ich den heftigen Eingriff, abgebildet im mittigen Sujet. Noch immer war ich nicht am Ziel, doch Schritt drei misslang derart, dass ich ihn hier nicht zeigen will ;-)
«Rost ist die Rettung» lernte ich in der dreitägigen Weiterbildung bei Christina Kläfiger. Mutig zerlegte ich daher Mitternacht die Dritte und baute ihre Fragmente in die zentrale Arbeit des Kurses ein (Bild rechts). Nun gefällt dem Morgenmensch die Mitternacht.

Kuratiert

Meine Arbeit als Kuratorin habe ich bereits im allerersten artenoumea-Blogbeitrag erwähnt. Sie ruhte jedoch in den letzten Jahren. Im Auftrag der Luise-Thut-Stiftung Hospiz Aargau durfte ich dieser Passion nun erneut nachgehen. Rund um den 95. Geburtstag der Stiftungsgründerin Luise Thut fand im Müllerhaus Lenzburg die Ausstellung LEBENSwerklebensENDE statt. Sie bot Einblick ins eindrückliche Wirken der Hospiz-Pionierin mit Exponaten, Hintergrundinformationen und einem Film. Begleitend stellte Künstlerin AnnGertrud Grossenbacher ihre Werke aus. Ein Rahmenprogramm rundete die Woche ab. Das alles galt es zu einem berührenden, informativen und nachdenklich stimmenden Ganzen zu formen. Gegen 800 Personen besuchten vom 25. Februar bis 4. März 2023 die Ausstellung und beteiligten sich auch am Gemeinschaftswerk (ganz rechts im Bild), das sich den Fragen stellte: Welche Farbe hat dein Leben, welche Farbe hat dein Tod? LEBENSwerklebensENDE ist abgeschlossen. Ich freue mich, als Kuratorin schon in ein nächstes Ausstellungsprojekt eingebunden zu sein. Mehr dazu im Spätherbst. Was kuratieren bedeutet? (Obwohl zwar etwas geschwollen formuliert, gefällt mir diese gefundene Antwort): «Die Fähigkeit, Dinge auszuwählen, um sie raumbezogen an Schauplätzen zu präsentieren und sie dadurch in Konstellationen zusammentreffen zu lassen oder in ein Erleben einzubinden.»

Und jedem Anfang…

…wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben», heisst es im bekannten Gedicht «Stufen» von Hermann Hesse. Und weiter rät der Schriftsteller, Dichter und Maler: «Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten…» Eigentlich ein wunderbares Konzept für die Herangehensweise an ein Bild. Und wahrlich leichter gesagt als getan.
Ein überzeugendes Bild besticht meines Erachtens durch sorgfältig ineinander verwobene Vielschichtigkeit. Beim Aquarellieren ist das rein technisch ein Kunststückli. Also schichte ich in meinen Bildern nicht nur heiter mit Wasserfarben, sondern experimentiere – wie die drei Arbeiten Herbst (vollendet), Frühling und Winter (werdend) zeigen. Der Fantasie setzte ich dabei bewusst keine Grenzen. Was aber im Handumdrehen zu einem übersättigten Werk führen kann. Entsprechend liesse sich das Gelingen einer Arbeit in Anlehnung an Hesse vielleicht so formulieren: Jedem Aufsetzen des Pinsels wohnt ein Zauber inne und dem Absetzen sowieso.

Viva

Pünktlich zu Weihnachten konnte ich mein Auftrags-Aquarell, hochwertig  gedruckt auf Leinwand, installieren gehen. Eine Freude für alle Beteiligten! Dann hat mein Kunstklo einen Neuzugang erhalten. Mit der Kleinarbeit teste ich vor allem die Wirkung dieser einfachen und meines Erachtens dennoch wirkungsvollen Rahmung.

Die Frauen meiner Generation wurden in der Kindheit glücklicherweise nicht mit Pink geflutet. So habe ich mir die Freude an dieser Herzensfarbe bis heute erhalten können. Wie «Viva Magenta» zur Farbe des Jahres 2023 gekürt wurde, hat mich dies inspiriert, das Thema «Feuerwolke» wieder aufzunehmen. Neben meinen geliebten Rottönen kommt nun noch das Rosten hinzu. Eine Technik, die ich im Rahmen einer Weiterbildung nächsten Frühling vertiefen werde. Noch sind Viva, Rost und ich völlig experimentell unterwegs. So bleibt es spannend, wohin mich die Feuerwolke tragen wird. Viva Magenta - viva 2023!

Im Auftrag von…

Um die Antwort auf die Frage zum Schluss des letzten Blogbeitrags gleich vornweg zu nehmen: Ich bin nach wie vor glücklich analog malend. In den letzten Wochen konnte ich die erwähnte Auftragsarbeit (Sujet links) finalisieren. Die Idee dahinter: Das Bild soll sowohl einen Bezug zu seinem Besitzer haben als auch das Interieur seiner Wohnung stimmungsvoll und farblich passend ergänzen. «Mir gefallen die Farben und es hat Dynamik. Ich sehe Wald, Sturm, Herbst – aber auch Ruhe», so sein Kommentar.
Zu Besuch im Atelier war der Profifotograf. Entstanden ist das Bild in der Mitte der Reihe. Es drückt meines Erachtens wunderbar meine tiefe und gleichzeitig beflügelnde Freude am künstlerischen Tun aus. Danke Felix!
Weil ich beim Feuerwolken-Thema noch immer nicht weiter gekommen bin, habe ich zur Abwechslung auf den nächsten Arbeitsschwerpunkt umgeschwenkt: Mitternacht. Ein erster Gehversuch ist das Bild rechts.

Analog und digital

Zumal sich mein Berufsalltag mehrheitlich am Computerbildschirm abspielt, ist das analoge Arbeiten im artenoumea-Atelier ein besonders wertvoller Ausgleich. Ich beschäftige mich mit Aquarellen, die gemischt sind mit anderen Techniken wie Acryl, Kohle, Goldstaub (Bild links); mit einer etwas weniger abstrakten Auftragsarbeit – ein erster Versuch im Kleinformat ist in der Mitte der Galerie abgebildet –; plus nach wie vor den Feuerwolken (Bild rechts).
Am aktuellen Stand der Feuerwolke habe ich grosse Freude. Doch stecke ich auch mitten im Dilemma. Denn so wie das Bild momentan daherkommt, ist es zu luftig, zu lieblich, zu brav. Ich wünsche mir starke Akzente im Bild, in schwarzer Farbe. Doch genau hier stösst das analoge Arbeiten an seine Grenzen.
Einmal das Blatt mit dem Pinsel berührt, gibt es kein zurück mehr. Dann verläuft der Strich, wie es der Moment will. Eine weitere Chance ist ausgeschlossen. Denn es gibt die Feuerwolke – wie sie jetzt ist – nur einmal.
Also erwäge ich einen digitalen Neuzugang in meiner artenoumea-Ausrüstung, die ich ja ganz bewusst so schlank wie möglich halte. Ein Tablet mit Zeichnungsprogramm würde es mir erlauben, die Feuerwolke einzuscannen, sie digital x-fach zu übermalen und die mir gefälligste Variante ins Analoge zu übertragen. Doch will ich das oder wage ich weiterhin den künstlerischen Zufall?

Feuerwolke

Der klassische Anfängerinnenfehler: Da kündige ich einen monatlichen Blog-Beitrag an und komme schon beim zweiten Anlauf zeitlich ins Hintertreffen. Die logische Begründung – ich bin zu fleissig am Kunstschaffen ;-) Ja, es macht mir riesige Freude, im Atelier zu tüfteln. Besondere Motivation war mir dieser Tage das Eintreffen des Zeugnisses, das mir einen ausgezeichneten Abschluss des CAS Bildnerisches Gestalten bescheinigt - judihuii!
Inspiration sind mir nach wie vor die Texte von Silja Walter beziehungsweise einzelne Wortschöpfungen. Wie aktuell «Feuerwolke».
Nicht Feuerwolke sondern «Fazit» heisst die Dorfzytig meines Wohnorts Fahrwangen. Im Redaktionsteam wirkt neu eine junge Frau namens Klara mit. Auf die Frage, worüber sie einmal berichten möchte, antwortete Klara: «Ich würde gerne über abstrakte Kunst und ihren Zusammenhang zu unserer Gesellschaft schreiben. Abstrakte Kunst dominiert die heutige Kunstszene immer mehr und ist dabei ein Spiegel unserer Gesellschaft. Fragen, die mich dabei brennend interessieren sind: Wie entstand abstrakte Kunst? Was für eine Botschaft möchte die abstrakte Kunst übermitteln? Wie sieht der Prozess eines Künstlers aus?»
Mal schauen, ob ich Klara eine Serie über die Künstler und Künstlerinnen im Dorf – sie sind zahlreich – vorschlagen und dabei mit gutem Beispiel vorangehen kann…

Aquarell anders

Ab jetzt gibt es monatlich einen neuen Beitrag im artenoumea-Blog. Heute kehren wir dafür quasi zurück zu seinen Wurzeln und güxeln, was sich im Kunstklo getan hat. Die Türe verbrachte ein paar Tage hinter Gittern. In der Malerei der Justizvollzugsanstalt Lenzburg wurde sie abgelaugt und geschliffen, zudem die Beschläge aufgefrischt. Nur schon das Sicherheitsprozedere durchlaufen zu können, um überhaupt eine solche Türe anliefern beziehungsweise abholen zu können, ist ein Erlebnis. Und das Ergebnis spricht sowieso für sich.
Mit der Idee, meine abstrakten Aquarelle anders zu hängen als gerahmt hinter Glas, liess ich sie hochwertig auf Leinwand drucken und habe ein Sujet ungerahmt, das andere umgeben von einem hübschen Exemplar aus dem Brocki im Kunstklo platziert. Unterstützt von gezielter Beleuchtung, geniessen die Werke nun ihren Auftritt im Kunstklo.

Welten

«Welten»: Für dieses Leitwort entschieden wir uns im Zusammenhang mit der Abschlussarbeit des CAS.

Mir war rasch klar, dass ich mich dabei von Silja Walter inspirieren lassen will. Als Projektleiterin des Jubiläumsjahrs «Silja Walter 1919-2019 | Voll singenden Feuers» kam ich vertieft in Kontakt mit dem immensen Werk der 2011 verstorbenen Benediktinerin vom Kloster Fahr. Sie gilt zurecht als eine der bedeutensten religiösen Lyrikerinnen im deutschsprachigen Raum. Ob interpretiert in Theater, Tanz, Musik oder in meinem Fall Malerei: Die Texte von Silja Walter sind eine so unerschöpfliche wie schöpferische Quelle.

Dass ich, Weltall, deine Mitte bin,
in dir, darin,
ich Mensch,
Polarstern,
Kern
eines Apfels

So beginnt der ausgewählte Text von Silja Walter, der zusammen mit den Schlusszeilen des Gedichts das Zentrum meiner vierteiligen Arbeit bildet. Um diesen Kern gruppieren sich vier Kapitel. Sie handeln vom Regenbogen und Sand; vom aufsprengen, Sog von innen, Zug nach; vom Kosmos, aus Sternsamen gemacht; vom Schwefel und Quellgebrodel. Umgesetzt als Mischtechnik aus Aquarell, Collage, Schriftkunst und Rost auf Aquarellpapier | 30x40 cm.

Die vier Arbeiten funktionieren sowohl eigenständig und interpretieren je einen klar zugeordneten Teil des Gedichts. Der jeweilige Textteil ist von Hand ins Bild geschrieben. Die vier Bilder stehen aber auch unter einander in Verbindung durch deutliche und dezente Akzente wie etwa die blattübergreifende Schrift, die Wiederholung eines Sujets, die angewandte Technik oder die Farbe.

Hier das Gedicht von Silja Walter in voller Länge, publiziert mit freundlicher Genehmigung des Verlags Herder GmbH, Freiburg i. Breisgau

Dass ich, Weltall, deine Mitte bin,
in dir, darin,
ich Mensch,
Polarstern,
Kern eines Apfels

dass jedwedes Ding,
sei es unten im Sand,
sei es über dem Regenbogen
auf mich hin bezogen

dass sich um mich Welträume
samt den Sternen drehen,
das muss ich einsehen
lernen
und wissen.

Ich kann nicht heraus aus dem Sandhaus
von Erde und Zeit,
ohne ins raumlose Lichtzelt der Weisheit von oben hineingerissen
zu werden.

Immer im Sog von innen,
immer im Zug nach aussen,
immer muss ich in beiden hängen.
Derweilen die Winde der Wahrheit,
die die Wände der Wirklichkeiten
bis in die innerste Rinde
aufsprengen,
rund um mich ziehen und drängen.

Ich selber singender schwingender Kosmos,
aus Sternsamen gemacht,
zum Ort
für das Wort,
das wirbelnde Wunder
an Himmel und Erdboden
im tanzenden Windhauch über den Wassern zu wecken
weiss,

aus Schwefel, Salzen und Quecksilber-dämpfen,
aus dem Quellgebrodel
des Alls,
das hingerissen in Jubel
und Schrecken ersteht,
aufersteht –

So bist du, Weltall, um mich,
und so steh ich,
in dir, ich,
Mensch.

Werdegang

Obwohl ich in den letzten Jahren verschiedene Anläufe nahm und Malkurse besuchte, wollte sich das künstlerische Tun nicht wirklich in meinem Leben einnisten. Dennoch verspürte ich in mir ein unnachgiebiges Drängen, der kreativen Schaffenskraft mehr Raum zu geben. Mit dem CAS «Bildnerisches Gestalten» an der Migrosklubschule Luzern fand ich schliesslich das passende Angebot.

Gestartet Ende Mai 2021, findet die Ausbildung Ende Juni 2022 ihrem Abschluss. Sie umfasste einen Kurstag pro Woche, insgesamt 40 Lektionen.

Geleitet von Jacorine Meier, bekamen wir Einblick in beeindruckende Künstler:innenleben, in die weitläufige Materialkunde, die vielfältigen Techniken und unterschiedlichsten Ausdrucksweisen: Aquarell, Acryl, Öl, Collagen, Urban Sketching, perspektivisches Zeichnen, Mischtechniken, Schriftkunst, Druck, digitale Projekte, Fotografie, Video etc. Jeder Kurstag war Freude und Herausforderung zugleich – stets lehrreich. Dies auch, weil wir eine echt starke Kursgruppe waren.

Die folgenden Bilder zeigen lediglich einen Ausschnitt der Arbeiten, die während der Ausbildung entstanden sind.

Kunstklo

Ein Teil meiner Abschlussarbeit des CAS «Bildnerisches Gestalten» ist der Kunstinszenierung gewidmet. Dies darum, weil ich mir überlegt habe, wo in meinem Zuhause ich meine Kunstwerke vorwiegend ausstellen möchte. Dieser Idee folgte eine grundlegende Recherche, die mich zu Christina von Dänemark führte.

Christina kam 1521 als jüngstes von sechs Kindern in Nyborg oder Kopenhagen zur Welt. Ihr Vater war Christian II. von Dänemark, ihre Mutter Isabella von Österreich. Durch ihre Mutter war sie eine Nichte des habsburgischen Kaisers Karl V.
Onkel Karl V. war es denn auch, der für Christina Ehepläne schmiedete und sie bereits im Alter von elf Jahren mit Francesco II. Sforza verheiratete. Im August 1533 fand die zivile Hochzeit statt. Ein halbes Jahr später reiste Christina zu ihrem Gatten nach Mailand und wurde dort von einer begeisterten Menge willkommen geheissen.

Entgegen ihren Befürchtungen entpuppte sich der halbseitig gelähmte Francesco als liebevoller und aufmerksamer Gesprächspartner. Vor allem machte er Christina mit bedeutenden Künstlern bekannt, verwöhnte sie mit köstlichen Speisen, prachtvollen Kleidern sowie Theatervorstellungen, die eigens für sie arrangiert wurden. Als der kränkliche Herzog im Oktober 1535 verstarb, war die 13-jährige Witwe Christina von echter Trauer erfüllt, hatte sie sich doch längst an ihren kultivierten Lebensstil am Mailänder Hof gewöhnt.

Aufgrund ihrer Affinität zur Kunst habe ich Christina von Dänemark zur Hüterin meines Projekts «Kunstklo» erkoren. Kunstklo? Genau.
Die bis anhin ganz normale Toilette in meinem Zuhause darf sich zur Galerie meiner Kunstwerke mausern. Und weil Kunst meines Erachtens gekonnt in Szene gesetzt werden soll, musste die Dramatik des Raum oder eher Räumchens erhöht werden. So wurde unter anderem ein Ausschnitt aus einem Porträt von Christina von Dänemark – nämlich ihre Hände – als Tapete aufgezogen.

artenoumea

Geschmackvolle Kunst verlangt nach gekonnter Inszenierung. Ein Anliegen, das meiner langjährigen Tätigkeit als Kuratorin der Kreuzgang-Galerie im ehemaligen Zisterzienserinnenkloster Gnadenthal erwachsen ist. Es wird aktuell bestärkt durch die Erfahrungen im Rahmen des CAS «Bildnerisches Gestalten», das ich im Sommer 2022 abschliessen werde.

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